Recherche in den USA
Im September 2021 war ich in den USA.
Ich hatte ein Stipendium der Böll-Stiftung Washington DC und eine Sondereinreisegenehmigung für eine Recherchereise bekommen, die mich aufgrund der Pandemie zwar letztlich nicht an all die Orte führte, die ich gerne besucht hätte, aber zumindest an ein paar davon. Etwas ganz besonderes aufgrund der Corona-Umstände: Tourist:innen durften noch nicht ohne Weiteres aus- und einreisen, es gab ungewöhnlich viel Beinfreiheit beim Transatlantik-Flug, Hotels nahmen erst langsam ihren Betrieb wieder auf, der Broadway in New York erwachte unter Freudentränen des Publikums nach 18 Monaten Zwangspause wieder zum Leben. Es war tief berührend und New York hat mich mal wieder nicht enttäuscht.
Progressive Movement in den USA
In New York und New Jersey habe ich beeindruckende Menschen getroffen. Imani Oakley zum Beispiel, die mit 31 Jahren und ohne politische Laufbahn – und ohne großes privates Vermögen – für den Kongress kandidiert. Und Chris Riley, die Imani und anderen Quereinsteiger:innen dabei hilft, eine Kampagne auf die Beine zu stellen, ein Netzwerk aufzubauen, Wahlen zu gewinnen.

In den USA hat man kaum eine Chance, für ein wichtiges politisches Amt zu kandidieren, wenn man nicht reich ist. Alte, weiße, wohlhabende Männer sind in den Parlamenten in der deutlichen Mehrheit. Doch die progressive Bewegung, die aus dem Wahlkampf des demokratischen Senators Bernie Sanders entstanden ist (obwohl er selbst ein alter, weißer Mann ist) hat viele Organisationen hervorgebracht, die sich zum Ziel gemacht haben, den Kongress aufzumischen. Sie wollen bisher unterrepräsentierten Gruppen zu mehr Beteiligung verhelfen.
Warum das wichtig ist, wie das gehen soll und was diese Bewegung tatsächlich verändert, habe ich in einem Radio-Beitrag für die Weltzeit von Deutschlandfunk Kultur berichtet. HIER könnt ihr das Stück hören.
Wie kann die deutsche Politik diverser werden?
Zurück in Deutschland habe ich mich gefragt, was wir hierzulande von dieser Bewegung übernehmen könnten, um auch bei uns zum Beispiel mehr jungen Menschen, Frauen, Menschen mit Migrationsgeschichte, Menschen ohne Hochschulabschluss zu Repräsentation in den Parlamenten zu verhelfen. Denn auch hierzulande gesellt sich in der Politik gleich meist noch gern zu gleich.

Ich habe mit Max Oehl von Brand New Bundestag gesprochen, der mit seinem Team der amerikanischen Organisation Brand New Congress nacheifert. Und ich habe Rasha Nasr getroffen, die unter anderem mithilfe dieser Organisation in den Bundestag eingezogen ist.

Rasha hat mir beschrieben, warum manche Strukturen in den etablierten Parteien es gerade jungen Menschen nicht leicht machen und warum sie findet, dass sich Nachwuchspolitiker:innen trotzdem nicht abschrecken lassen sollten. Zur Zukunft der Politik in Deutschland habe ich noch ein weiteres Feature produziert. Ihr könnt es HIER bei Zeitfragen von Deutschlandfunk Kultur hören.